„Was gesagt werden Muss
...“ und nicht verschwiegen werden darf
Stellungnahme
der Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V. zum Gedicht von Günter Grass
Wir, die
Mitglieder der Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost, gratulieren
Günter Grass für seine aufrichtige Aussage in bezug auf die Atompolitik
Israels. Auch wenn Günter Grass durch sein langes Schweigen über seine
ehemalige Angehörigkeit zur Waffen-SS Glaubwürdigkeit in Sachen NS-Aufarbeitung
einbüßt, so zeigt die hysterische Reaktion jüdischer und nicht-jüdischer
Deutscher deutlich, dass er ins Ziel getroffen hat. Mit Recht weist Grass
auf die überlegene Stärke der vierten Atommacht des Staates Israel und die
Gefahr eines tödlichen Kriegs, der mit oder ohne Unterstützung der USA den
ganzen Nahen Osten in Mitleidenschaft ziehen und möglicherweise auf die
restliche Welt übergreifen würde. Der Wunsch
der im Iran Herrschenden, dass das "zionistische Regime"
verschwinden möge, hat seine genaue Entsprechung im Wunsch der USA und
Israels, dass das "islamistische Mullah-Regime" verschwinden
möge. Unsere Medien und Politiker verteufeln das eine als
"Vernichtungsdrohung gegen die Bevölkerung" und spielen das andere
als "berechtigte Forderung" herunter.
Wir
verteidigen das Recht aller deutscher Bürger und Bürgerinnen die
menschenverachtende Politik des Staates Israel zu kritisieren, ohne als
Antisemiten diffamiert zu werden. Diese Taktik dient nur dazu, jegliche Kritik
an der israelischen Politik abzuwürgen, wie auch vom real existierenden
Antisemitismus abzulenken. Ein „jüdischer“ Staat sollte und wollte ein Staat
sein wie jeder andere und als solcher Muss auch Israel Menschenrechte
respektieren und sich dem Völkerrecht beugen, ohne wegen der Vergangenheit
einen Ausnahmestatus zu beanspruchen. Wie Günter Grass unterstreicht, sollte
gerade Deutschland sich nicht zum Handlanger einer neuen Katastrophe machen. In
diesem Zusammenhang ist es mehr als bedenklich, dass die von der Bundesrepublik
an Israel gelieferten U-Boote mit atomaren Sprengköpfen aus gerüstet werden
können. Auch deshalb beobachten wir die Waffenlieferungen der Bundesregierung
an Israel mit Sorge und fordern diese auf, den nötigen Druck auszuüben, auch
durch Sanktionen, um Inspektionen und Kontrollen des israelischen Atomprogramms
zu ermöglichen wie für jedes andere Land üblich ist.
Als Jüdische Stimme befürworten
wir einen atomfreien Nahen Osten.
Jüdischen
Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V.
05.04.2012